Nach zwei Tagen voller Schritte, Möwen und leichtem Muskelzittern, dachte ich mir: Heute starte ich gemütlich.
Erster Halt: Frühstück bei Bäcker Gregor.
Kaffee stark, Brötchen knusprig, und ich so motiviert, dass selbst meine Fuji X-T4 das Objektiv streckte wie zum Gruß.
Der perfekte Start… dachte ich.
Denn dann kam:
“Drei Männer im Boot” – ein Kunstwerk, bei dem ich mir kurz nicht sicher war, ob ich fotografiere oder rekrutiert werde. Ich blieb an Land, machte ein Foto und murmelte innerlich: Ich bin raus, Jungs – ich hab eine Speicherkarte, keinen Paddel.
Nächster Stopp: Brahms Kontor.
Ich wollte eigentlich nur kurz rein – blieb dann gefühlte 30 Minuten im Flur stehen. Der Flur! Der Flur!
So genial beleuchtet und geometrisch schön, ich habe überlegt, ob ich dort einfach einziehe. Oder zumindest mein nächstes Passfoto mache.
Dann gings zum Mahnmal St. Nikolai – eindrucksvoll, ergreifend, imposant. Ich versuchte ein würdiges Foto – dann fuhr ein E-Scooter durchs Bild. Die Ironie moderner Zeiten.
Laeiszhof, Zürich-Haus, Afrika-Haus:
Ich nenne diese Runde „Architektur Bingo“. Hamburg schmeißt einem hier Backstein, Säulen, Glas und Geschichte im Sekundentakt um die Ohren. Ich hab irgendwann nur noch auf den Auslöser gedrückt und gehofft, die Fuji weiß, was sie tut.
Ich selbst war längst im Fotografie-Delirium. ISO? Belichtung? Kaffee? Wer bin ich?
Dann kam das Kontrastprogramm: die Stadthöfe.
So schick, so ruhig, so „Oh, hier wohnen Leute, die ihren Thermomix duzen“. Ich machte ein paar dezente Bilder, um nicht als ahnungsloser Tourist aufzufallen.
Spoiler: Ich trug Kamera, Rucksack, Stadtplan – also ja: Ich fiel auf.
U-Bahn-Station Rödingsmarkt:
Understatement pur. Alt, charmant, irgendwie wie der Opa unter den Haltestellen. Ich lieb’s.
Gleich daneben: das Parkhaus Rödingsmarkt – klingt langweilig, ist aber ein Geheimtipp! Oben angekommen, wird man belohnt mit einem Blick, bei dem sogar meine Kamera ein leises „Oha!“ von sich gegeben hat (okay, das war mein Magen).
Weiter zum Sprinkenhof und Chilehaus.
Backstein-Architektur wie aus einem Wes-Anderson-Fiebertraum. Ich stand da, knipste wie ein Irrer – und ignorierte elegant die Reisegruppen, die sich über „die perfekte Ecke“ stritten. Spoiler: Ich hab sie gefunden. (Und fotografiert. Von mehreren Seiten.)
Finale: Speicherstadt.
Wie immer ein Highlight. Brücken, Wasser, Licht – und 87 andere Fotograf*innen, die alle zufällig genau da standen, wo ich hinwollte. Fotografie ist halt auch ein Leistungssport.
Und dann… die Krönung:
Mit der Fähre 62 auf „zufällig günstigste Hafenrundfahrt Hamburgs“.
Ich tat so, als wäre ich Pendler – in Wahrheit hab ich 237 Fotos gemacht, 4-mal fast mein Gleichgewicht verloren und mich kurz gefragt, ob ich eventuell doch einfach ein Leben auf der Elbe beginnen sollte.
Fazit, Tag 3:
📷 Fuji X-T4: macht noch mit
🚶 Schritte: weniger als gestern, aber emotional mehr
🌊 Fähre: schaukelt. Ich auch.
🍩 Frühstück: schönster Moment des Tages
🏙️ Hamburg: Du bist nicht zu fotografieren – du bist zu erleben.
Tag 3: gespeichert. Im Herzen. Und auf 1,6 GB Speicherkarte.
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